Kloster Sulz: Gemeinde Buch

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Kloster Sulz

Aus der Geschichte des Kloster Sulz

Der im Folgenden zusammengestellte Auszug der Geschichte von Kloster Sulz stützt sich in erster Linie auf die 1913 in der C. H. Besch´schen Buchhandlung erschienenen "Beiträge zur Geschichte des Kolosters Sulz", die der 1880 in Dentlein am Forst geborenen Pfarrer Paul Schaudig zur Erlangung der Doktorwürde an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen gschrieben hat.Schaudigs Arbeit ist derart gründlich, daß seinem archivalischen Quellenstudium kaum Wesentliches entgangen sein wird. Er setzte sich ebenfalls sehr sorgfältig mit den vor seiner Zeit geschriebenen Arbeiten über Kloster Sulz auseinander.

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Solche sind: 1. Aldenberger, Hohann: Pfarrer zu Sulz 1599 - Handschrift-Staatsarchiv Nürnberg2. Müller, D.: Memorial wegen Suzlz - 1628 - Handschrift-Staatsarchiv Nürnberg3. Zehler: Verwalter zu Sulz - 1755 - Handschrift-Staatsarchiv NürnbergZahlreiche weitere Autoren widmen in ihren Werken über Franken, dem Fürstentum Brandenburg-Onolzbach oder der Geschichte von Kirchen und Klöstern Einzelabschitte der Geschichte des Klosters Sulz. Mehrere Pfarrbeschreibungen, besonders die von Pfarrer Paul Kühn, tragen ebenfalls bei. Alle Genannten sind Angehörige des fränkischen Adels, deren Stammsitz in der nähreren Umgebung des Kosters lag. Es bleibt allerdings unklar, ob die genannten Adelshäuser tatsächlich in einer Art Gemeinschaftsaktion das Kloster gründeten, oder ob in dieser Niederschrift sowohl Gründer, als auch spätere Wohltäter des Klosters genannt werden.Im Koster selbst war jedenfalls die Ansicht vorhanden, daß die Herren von Wahrberg die eigentlichen Gründer gewesen seien. Der Stammsitz dieses Geschlechtes, das schon im Mittelalter ausstarb, lag auch dem Kloster am nächsten (ca. 10 km).

Er ist ja heute noch unter dem gleichen Namen als Gutshof vorhanden. Das dort lebende Geschlecht der Herren von Wahrberg übte jedenfalls zumindest eine Zeitlang die Herrschaft über das Kloster aus. Der Ort für die Gründung eines Klosters war zweifelsohne mit Sorgfalt ausgewählt und wie geschaffen zu einer derartigen Anlage. Die Sulzach, damals sicher ein klares Bächlein, die in unmittelbarer Umgebung ihr Quellgebiet hat, bot ausreichend Wasser sowohl für den inneren Betrieb des Klosters, als auch für die Anlage zahlreicher Fischweiher, die zur Einhaltung der Fastenzeiten nötig waren. Der Klosterberg, mit ca. 530 Metern eine der höchsten Erhebungen der Frankenhöhe, bot dem an seinem Fuß liegenden Kloster Schutz vor Nord- und Ostwinden, während sich nach Westen ein weiter, flachhügeliger Talkessel ausdehnte. Schon zur Gründungszeit des Klosters zog das auf einem Blasensandsteinbuck gelegene Kirchlein von Dombühl in diesem Talausschnitt den Blick auf sich. Der Name des Flüßchens Sulz, heute Sulzach, ist wohl schon älter als das Kloster und gab traditionsgemäß den Namen für dieses ab. Sulz = sulze - sulz = Kotlache - sumpfiges Gelände. Die Gründung des Klosters in Gemeinschaftsarbeit wird wahrscheinlich, wenn man bedenkt, daß es von Anbeginn an dazu bestimmt war, den unversorgten Töchtern des fränkischen Adels eine Versorgung zu geben und die Gelegenheit nach den Regeln des Prämonstratenserordens zu leben.

Neben der Versorgungsfrage war der religiöse Wunsch der Adelsfamilien eines oder mehrere ihrer Kinder dem monastischen Leben zu weihen wohl der treibendste Anlaß für die Aufnahme im Kloster. Durch den Stiftscharakter wurde die Bedeutung des an sich kleinen Klosters mit geringer Insassenzahl doch verhältnismäßig groß. Mit der Aufnahme ins Kloster waren meist reichliche Stiftungen der Adelsfamilien an das Kloster verbunden. So dehnte sich der Güterstand nach und nach erheblich aus. Die Besitzungen, Rechte und Pflichten des Klosters bezogen sich auf Orte, Pfarreien und Einzelgüter, die in einem Umkreis von 10 bis 20 Kilometern vom Koster aus lagen. Das Kloster war der Jungfrau Maria geweiht. Eine Marienabbildung ist noch heute auf dem Schilfsandsteinrelief über dem Eingangsportal der Klosterkirche zu erkennen. Es stellt die Gottesmutter auf einem Stuhl sitzend mit Kind dar. Vor ihr stehend eine Meisterin, die Wiederaufbauerin der Kirche nach einem Brand im Jahre 1500.Andere Darstellungen der Patronin des Klosters befinden sich auf gut erhaltenen Konventssiegeln. Auf einem ovalen Siegel von 1473 sitzt Maria auf einem Bänkchen umrahmt von Blütenzweigen. Das Jesukind in aufrechter Haltung hebt segnend beide Arme.

Aufschrift: Magistatus + Conventus in Sulze. Leider ist aus den genannten Gründen über die früheste Geschichte des Klosters nichts bekannt. Die erste Feuersbrunst, die das Kloster bereits 1260, also höchstens ein Jahrhundert nach der Gründung, befiel, wird eine totale Vernichtung, mit Ausnahme von Mauerwerk, bedeutet haben. Aus der Zeit vor 1260 ist lediglich eine Urkunde aus dem Jahre 1252 vorhanden. Sie liegt heute im Staatsarchiv von München und weist in lateinischer Sprache ein Zugeständnis des Grafen von Öttingen auf, daß er kein Recht habe, in den Gütern des Herrschaftsbereiches des Klosters Sulz zu bestimmen. Also ein Dokument einer Streitsache, deren sich bei der gegebenen Überschneidung der Herrschaftsbereiche zahllose ergaben. Kloster Sulz, der kleine unbedeutende Ort, dicht an der Bahnlinie Nürnberg - Stuttgart bei Dombühl gelegen, fällt jedem landschaftlich und heimatkundlich interessierten Betrachter wegen seiner großen, auch heute noch die umliegenden Häuser überragenden, gotischen Kirche auf. Der Beiname des Ortes Sulz, der lange Zeit weggelassene Begriff "Kloster" verrät jedoch rasch den Grund für die beachtlichen Ausmaße, die bedeutend über die der in der Umgebung sonst vorhandenen Dorfkirchen hinausgehen. Die Kirche gehörte im Mittelalter zu einem Prämonstratenser-Frauenkloster, das jedoch nur bis kurz nach der Reformation, bis 1556 als solches bestand.

Leider ist die Geschichte des Klosters durch vier Brandkatastrophen entscheidend geprägt und für die Nachwelt ins Dunkel gehüllt worden. Während drei der genannten Brände das Kloster selbst betrafen, und es jeweils in seinem Gebäudebestand gewaltig zerstörten, geschah die vierte Brandkatastrophe in einer Herberge in Nürnberg, wo 1425 die Meisterin von Sulz, Margarete von Vinsterloch samt den wichtigsten Dokumenten verbrannte, als sie sich auf einer behördlich angeordneten Reise befand. Die Zeit der Gründung des Klosters wird allgemein nach Angaben in den ältesten übrig gebliebenen Urkunden, in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts vermutet. Dies bestätigt auch die Tatsache, daß in dieser Zeit der Prämonstratenserorden, der um 1119 von einem Abt "Norbert" in Prémontré in Frankreich gegründet wurde, in Deutschland auch als weiblicher Orden Verbreitung fand. Über die eigentlichen Gründer des Klosters ist in den spärlichen Urkunden erst in einer Handschrift aus dem 14. Jahrhundert ein Hinweis zu finden:"Die Erbauer der Kirche, Hermann und Ulrich von Warber, Ekkehard und wiederum Ekke aus Lor, Walter von Voest, Heinrich von Rothenburg, Kunradus von Lor und seine Schwester Margarethe Huzla.

"Im Jahre 1449 wurde die nächste Umgebung des Klosters stark von Kriegswirren heimgesucht. Aus nicht klar erkennbaren Gründen wurde dabei das Kloster selbst verschont. In dem in diesem Jahr ablaufenden Städtekrieg zwischen dem Markgrafen Albrecht Achilles von Ansbach und dem Städtebund lieferten sich in unmittelbarer Nähe auf einem Feld zwischen Sulz und Binsenweiler die beiden Parteien ein schweres Gefecht. Angeblich wurden in den darauffolgenden Jahrzehnten immer wieder Waffen und Harnischteile dort gefunden. Vorher hatten am 10.12.1449 die Rothenburger die Kirchenfestung Dombühl nach mehrmaligem Sturm erobert, eine vierzig Mann starke Besatzung gefangen genommen und das Dorf gründlich niedergebrannt und geplündert. Möglicherweise hielt das Herannahen der Markgräflichen die Eroberer vor einem Übergriff auf das Kloster ab. Auch konnte der Markgraf das genannte Gefecht für sich entscheiden. 50 Jahre später jedoch fiel das Kloster dem zweiten Brand zum Opfer. Kriegswirren oder Brandstiftung werden wohl hier nicht im Spiel gewesen sein. Vielmehr ist anzunehmen, daß die enge Bauweise mit Verwendung von Unmengen von Holz das kleinste unkontrollierte Feuer zum totalen Abbrand ausweiten ließ. Brandanlässe waren sicher bei der Art der Beheizung und Beleuchtung der Räume zahlreich vorhanden.

Außerdem konnten sich die Klosterfrauen nicht wie die ländliche Bevölkerung bei Dunkelheit allein der Ruhe widmen, sondern mußten auch zur Nacht ihre Stundengebete einhalten. Ein ständiges Umgeben mit offenem Licht war also unvermeidbar. Auch für Blitzschlag waren die überragend hohen Klostergebäude sehr anfällig. Für den verhältnismäßig großen Reichtum an Liegenschaften und auch an Bargeld und auch für das damals noch blühende Klosterleben spricht die Tatsache, daß nach dem Brand sofort mit dem Wiederaufbau begonnen wurde und bereits im nächsten Jahr von der Meisterin Brigitta von Aufseß abgeschlossen werden konnte. Der unter der oben erwähnten Bildtafel angebrachte Text lautet:"Anno domini im 1501 jahr ward gemacht dieser baw(Bau)"Die vor der Schutzheiligen stehende Meisterin soll also die Wiedererbauerin Brigitta von Aufseß darstellen, deren Wappen sich ebenfalls am unteren Bildrand befindet. Eindeutig geklärt ist allerdings die Ursache des letzten, entscheidenden Brandes, der schon 25 Jahre später den größten Teil des Klosters einäscherte. In dem damals im ganzen Lande wütenden Bauernkrieg war natürlich das weithin sichtbare, im Wohlstand blühende Kloster ein verständliches Angriffsziel der bäuerlich-bürgerlichen Wut gegen alles, was "herrschaftlich" war.Es ist ziemlich sicher, daß unmittelbar anlaß gebende Beziehungen zwischen den Angreifern und dem Kloster überhaupt nicht vorhanden waren.

Vielmehr waren es die Einwohner des 11 Kilometer entfernten Städtchens Leuterhausen, die mit dem Kloster eigentlich nichts zu tun hatten, sich aber "gen Sulz" aufmachten, um am allgemeinen Aufstand eben auch mitzumischen. Erst als der Überfall schon geschehen war und die Plünderung in vollem Gange, sollen sich auch die Bauern von Dombühl eingestellt haben. Deren Abneigung gegen das Kloster und seine Meisterin war weniger in Knechtschaft und Abgaben begründet, sondern in einem jahrhundertealten Streit um die christliche Versorgung der erheblich älteren Wallfahrts- und wehrhaften Dorfkirche von Dombühl. Eindeutig wurde die Beteiligung der Dombühler erst durch die Bereitstellung ihrer Kirchenfestung für das aus dem brennenden Kloster geschleppte Beutegut. So wälzte sich am 3. Mai 1525 ein ansehnlicher Treck, bestehend aus den beängstigend armierten Bauern und ihrem Beutegut von 22 Pferden, 50 Stück Rindvieh, 60 Schweinen, 310 Schafen, 500 Malter Getreide, 40 Fuder Heu und Stroh, 40 Federbetten und sicher zahllosen "Liebhaberstücken" quer durch das Sulzachtal, schlängelte sich den Kirchbuck hinan und verschwand hinter den wahrhaft wehrbaren Mauern des Friedhofes. Die Aufzählung der Beutegüter stammt von Pfarrer Aldenberger aus dem Jahre 1599. Möglicherweise verbrannte auch ein Teil davon noch im Kloster oder wurde schon an Ort und Stelle von Einzelgängern "organisiert". Sicher ist, daß sogar der Kirchenornat der vier Klosterprediger und die vier Turmglocken weggeschleppt wurden. Offenbar stand den Angreifern keinerlei Widerstand entgegen. In Ansbach rechnete man nicht mit solchen Dreistigkeiten der eigenen Untertanen und dachte nicht wie in späteren Fällen an eine Schutzbesatzung.

Die Nonnen und sicher auch die Klosterbediensteten retteten sich im letzten Moment auf Schleichwegen aus dem Kloster und flohen nach Ansbach in den Schutz des Markgrafen. Möglich ist, daß hierbei einer der heute noch bei Grabarbeiten immer wieder auftauchenden unterirdischen Notausgänge benutzt wurde. Dieses bisher noch nicht genau erforschte Gangsystem, das mit großen Quadern ausgemauerte Bogengänge aufweist, zeigt, daß man durchaus mit derart ernsten Angriffssituationen, wie sie der Bauernkrieg gebracht hat, gerechnet hatte. Die Eindringlinge fanden also damals nur verlassene Gebäude vor und kühlten am Mobiliar und am zurückgelassenen Vieh ihre Wut. Aldenberger berichtet, daß die zum Mitnehmen zu schweren Weinfässer im Klosterkeller nach gelöschtem Durst zerschlagen wurden, so daß die Plünderer des Kellers bis zu den Knien im Wein wateten, während aus den Dächern bereits die ersten, in wahrer Zerstörungswut gelegten Flammen schlugen. Eine wahrhaft zerstörerische Szene, die die Entladung der angestauten Wut der lange ohnmächtigen Bauern und Bürger erschütternd bildhaft veranschaulicht.

Ein typisches Beispiel der revolutionären Übersteigerung bei dem Wunsch nach Veränderungen sozialer Verhältnisse. Wie fast überall, wo der Bauernkrieg tobte, konnten sich auch hier die Aufständischen nicht lange ihres Erfolges freuen. Markgraf Kasimir rückte mit einem Heere von Ansbach an, umlagerte die Kirchenfestung Dombühl und mußte sie sage und schreibe, 8 Tage lang beschießen, ehe der verzweifelte Widerstand der Belagerten gebrochen war und die Festung eingenommen werden konnte. Das noch vorhandene und noch brauchbare Beutegut mußte zurückgegeben werden und die Gewalttäter aus Leutershausen hatten schwer zu büßen. Der Markgraf ließ die Stadttore niederreißen, befahl die Türme abzubrechen und gab die Stadt seinen Soldaten preis. Eine für das Kleinstädtchen des Mittelalters wahrhaft drakonische Strafe.Für die am 9. Oktober 1525 wieder zurückkehrenden Nonnen war der sofortige Beginn des Wiederaufbaues eine Selbstverständlichkeit. Allerdings reichten die Mittel und die Energie zunächst nur zum Aufbau eines Klosterlanghauses. Schon von den Wirren der Reformation ergriffen, war den nur zum Teil zurückgekehrten Klosterfrauen das "Dach über dem Kopf" zunächst das Wichtigste. Die Kirche blieb bis 1573, also fast ein halbes Jahrhundert, als Ruine stehen.

Sicher war die Zeit nach dem Bauernkrieg bereits der Anfang vom Ende der geistlichen und wirtschaftlichen Existenz des Klosters. Dies geht auch aus einem Klageschreiben des eigentlich ersten evangelischen Pfarrers zu Kloster Sulz hervor. Caspar Viehweg, der 1556 nach Sulz kam, schilderte den recht trostlosen Zustand vor allem des Gotteshauses. Diese Schilderung in lateinischer Sprache endet mit einem geschickten Wortspiel: "Si intrasses huius cenobii templum haram non aram vidisses."Wenn Du die Kirche dieses Klosters betrittst, findest Du wohl einen Saustall, aber keinen Altar vor. "Während dieser Zeit hatte Sulz außerdem unter Kriegsgeschehen zu leiden. Im Schmalkaldischen Krieg kam es zwar ungeschoren davon, obwohl die Truppen Kaiser Karls V. im nahen Dorfgütingen lagerten und der nachherige König Maximilian II. in Bortenberg sein Lager aufgeschlagen hatte. Möglicherweise konnte die von Ansbach gestellte Besatzung doch eine gewisse Schutzfunktion erfüllen.

Dagegen gelang es dem Markgrafen Albrecht Alcibiades nicht, das Kloster aus den Kriegsereignissen bei seinem Streit mit den Rothenburgern herauszuhalten. 1554 kamen dabei auf ihren Fouragezügen die Truppen des Herzogs Heinrich von Braunschweig in die Nähe von Sulz. Sie fingen einen Reiter ab, der als Melder vom Kloster ausgeschickt worden war, um aus dem markgräflichen Lager Hilfe zu holen, drangen in das Kloster ein und raubten, was ihnen brauchbar erschien. Der Meisterin Barbara von Seckendorf gelang es allerdings, den größten Teil des Klosterbarvermögens zu retten, indem sie es in unterirdischen Gewölben verbarg und auf deren Eigang, offenbar eine Falltüre, ihr Krankenbett stellen ließ. Dieses Versteck entging den sonst recht eifrig suchenden Eindringlingen. Sie nahmen außer Proviantvorräten 16 Pferde mit und eine Truhe mit mehreren hundert Talern. Aldenberger gibt an, daß sie auf der Suche nach weiteren Geld sämtliche Betten der Klosterfrauen aufschlitzten und durchwühlten.

Die Pferde konnten vom Kloster kurz darauf wieder sichergestellt werden. Zu Beginn der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war die Meisterin von Sulz, Barbara von Seckendorf, schließlich auch die einzige verbliebene Nonne. Das klösterliche Leben in Sulz hatte völlig aufgehört. Die Meisterin sah ihre Aufgabe in erster Linie darin, die dem Kloster gebliebenen Liegenschaften und Rechte mit Energie zu verwalten, die Einkünfte rechtzeitig einzutreiben und sicherzustellen. Nach ihrem Ableben war der bauliche Zustand des Klosters zwar sehr heruntergekommen, jedoch soviel Barvermögen vorhanden, daß Kloster, Kirche und Nebengebäude ausgiebig renoviert werden konnten und die seit Jahrhunderten nur mit Holz angelegte Einfriedung in eine massive Steinmauer umgebaut werden konnte. Schon 1555 wurde auf markgräfliche Order der Meisterin die in ihrem Siechtum offenbar mit der Amtsaufgabe überfordert war, ein Verwalter, Christof Heyn, als Mitarbeiter beigegeben. Als nach dem Tode der Seckendorferin 1556 das Kloster als solches endgültig zu bestehen aufgehört hatte, begann eine lange Reihe von markgräflichen Klosterverwaltern mit ihren Familien das Schicksal von Sulz zu prägen. Meist waren es Veteranen höherer Dienstgrade, die sich, für Heeresdienste nicht mehr tauglich, einen Verwaltungsposten erdient hatten. Einen kleinen Einblick in das Leben und Sterben der Verwalter und ihrer Familien geben die in der 1573 wieder hergestellten Klosterkirche angebrachten Grabplatten der verwalterlichen Familien.

Es gehörte offenbar zu ihren Privilegien, daß sie für ihre geleisteten Dienste ihre Grablege in der Kirche nehmen durften. Bis in unser Jahrzehnt stieß man bei Renovierungsarbeiten in der Kirche immer wieder auf derartige Gräber. Erschütternd der große Anteil an Kindergräbern darunter. Die zahlreichen Epitaphien sind bis heute der bedeutendste Schmuck des an sich wenig gegliederten Kirchenschiffes, da begreiflicherweise aus der Zeit vor dem Bauernkrieg kein Stück den fünfzigjährigen Ruinenzustand überstanden hat. Im Jahrhundert nach dem 30-jährigen Krieg wurden die landwirtschaftlichen Besitzungen des Klosters, die durch die Säkularisation in Staatsbesitz übergegangen waren, nach und nach verkauft. Zum Teil an die darauf sitzenden, ehemaligen Lehensbauern, zum Teil, wie überliefert, an Salzburger Exulanten, da das Land, wie fast überall nach dem großen Krieg, verhältnismäßig arm an Menschen war. Über den Verkauf der Klostergüter in Sulz selbst ist im Staatsarchiv Nürnberg noch eine Urkunde aus dem Jahre 1714/15 vorhanden "Über die Vererbung und Verkaufung des Herrschaftlichen Bauernhofes zu Sulz an Georg Martin Planner pro 2300 fl".

Über Wald und Weideland wurden Nutzungsrechte verliehen, die sich zum Teil bis heute erhalten haben. Das Klostergebäude selbst wurde schon 1556 zum Jagdsitz für Markgraf und Gefolge ausgebaut. Markgräfliche "Wildmeisterei", die in der heute noch bestehenden ehemaligen "Wildmeisterei", dem alten Forsthof außerhalb der Mauern saßen, sorgten für ausreichenden Wildbestand in den ehemaligen Klosterwäldern.Selbstverständlich war das Erscheinen des Markgrafen mit Gefolge keine allzu häufige Angelegenheit, um so beeindruckender jedoch für die bäuerliche Umgebung. In den Pfarrbeschreibungen fanden die Aufenthalte 1558 und 1722 besondere Beachtung: 1558: Markgraf Georg Friedrich hält sich zur Jagd in Sulz auf und gibt auswärtigen Gesandten Audienz. 1722: Es verweilten Markgraf Wilhelm Friedrich mit Gemahlin und Gefolge hier. Seit 1802 wurde schließlich das ehemalige Conventshaus zur Schule bestimmt und mit einer Lehrerwohnung eingerichtet.

Erste Erwähnung findet die schulische Unterweisung in Kloster Sulz in einem Schreiben des bereits erwähnten Pfarrers Viehweg vom Jahre 1562, wobei er einen Antrag der Dombühler befürwortet:"daß der catechismus unnd wercktags predigt umb des volks willen, wo nit stettigs, doch eins umbs annder zu Sulz und Dombuehl gescheen und gehallten werden sollt"Während hierbei sicher eine nach der Reformation allgemein angestrebte Art der Erwachsenenbildung gemeint ist, bestätigt die Pfarrbescheinigung Sulz 1687 die Gründung einer "Pfarrschule", die wohl in dem ehemaligen Pfarrerwohnhaus, das an der Stelle des heutigen Pfarrhauses gestanden hat, abgehalten wurde. Die 1802 ins Klostergebäude eingebaute Schule brachte wieder Leben in das seit dem Bauernkreig doch recht wenig bewohnte Haus. Es bot bis in unsere Zeit der Schule und der Lehrerwohnung großzügigen Raum. Auch Stallungen und Scheune für die "Schulpfründe" passten noch gut in das alte Kloster-Langhaus. Seit dem Jahr 1976 ist der Kindergarten in die Räume des alten Klosters eingezogen und trat so eine würdige Nachfolge in dem traditionsreichen Zeugen der Vergangenheit an.2. Klosterwesen - KlosterinsassenGenaue Angaben über die jeweils vorhandene Anzahl der Klosterinsassen sind nur vereinzelt vorhanden. So werden bei der Meisterinnenwahl 1454 zwölf Konventualinnen, also dem Konvent angehörige Klosterfrauen, genannt. Es ist anzunehmen, daß es nie recht viel mehr waren. Die Leitung des Klosters lag in den Händen der jeweiligen Meisterin oder Äbtissin, die meist "Frau von Sulz" genannt wurde. Sie wurde vom Konvent aus dessen Reihen gewählt, allerdings unter der persönlichen Leitung eines männlichen Prämonstratensers, des Abtes von Obernzell am Main bei Würzburg.

Sulz gehörte solange es Kloster war zum Bistum Würzburg, jedoch unterstanden Prämonstratenserklöster unmittelbar dem Papst. So wurde der Abt aus dem im Bistum gelegenen Männerkloster des gleichen Ordens als "Unser Oberhaupt und geistlicher Richter, in daß hant die geistlichen straffen ligen" anerkannt.Die Stellung der Meisterin im Kloster war eine recht selbständige. Sie bewohnte eigene, von den Klosterfrauen getrennte Räume und übte Disziplinargewalt aus über sämtliche Klosterinsassinnen. Sie verwaltete die gesamten Klostergüter, führte die Kasse und trieb Außenstände ein. Die Untertanen des Klosters hatten sie als Herrin zu achten und ihr Treue zu geloben. Die in der Rangstellung nächstfolgende Nonne war die Priorin, eine Art "Betriebsrat" der Konventualinnen. Ein weiteres Amt war das der "Cüstrin" oder Küsterin. Sie hatte bei den Gottesdiensten Mesnerdienste wahrzunehmen, woraus sie besondere Einkünfte bezog, welche wiederum zum laufenden Gottesdienstaufwand verwendet werden mußten.

Die ins Kloster eintretenden Novizinnen hatten Mobiliar und Wäsche selbst zu stellen, welches bis zu ihrem Ableben ihr Eigentum blieb. Nach einer Probezeit erhielt die Novizin eine Weihe und bekam dann Sitz und Stimme im Konvent. Das Klosterleben verlief recht einfach. Neben den täglichen Gottesdiensten gab es eine Unzahl von gestifteten Messen, so daß die Tage wirklich mit Andacht und Beten fast ausgefüllt waren. Die Zeit zwischen den Gottesdiensten brachten die Frauen in der großen Konventsstube zu, wo jede ihren Stammplatz hatte. Neben dem Spinnen, der hauptsächlichen Beschäftigung, sind auch Zeichen der ersten Jugendunterweisung vorhanden. Nur mit Erlaubnis der Meisterin durfte das Kloster vorübergehend, etwa zum Angehörigenbesuch, verlassen. werden. Es sind Fälle dokumentiert, in denen Klosterfrauen diesen Urlaub überzogen und hernach die Wiederaufnahme in das Kloster verweigert bekamen. Überhaupt herrschte verschiedentlich, je nach Temperament der Meisterin und der Klosterfrauen, ein recht hartes Regime: Die Aufsässigkeit einer Klosterfrau, einer Seckendorf, bekam die Meisterin Barbara von Crailsheim z.B. am eigenen Leib zu verspüren, indem sie von dieser "blutrünstig" geschlagen wurde. Die Priorin wurde von der genannten gleichen Nonne vorübergehend an der Hand gelämt. Größere Strafen wurden von der Meisterin meist im Einvernehmen mit dem Abt von Obernzell, aber auch dem Markgrafen von Ansbach, verhängt. Strafarten waren Einsperren in ein eigens vorhandenes Arrestlokal für Klosterfrauen, den Klosterkerker, bei Wasser und Brot, das Tragen eines Bußgewandes, des "Grotenrocks", die Entziehung der durch die Weihe erlangten Rechte und endlich, der Ausschluß aus dem Kloster selbst.

In den vorhandenen, nur bruchstückhaften Listen der Meisterinnen von Sulz finden sich Namen des fränkischen Adels der näheren und weiteren Umgebung: von Brugber, Rotenburk, Stetten, Ödendorf, Vinsterloe, Wallenhausen, Seckendorf, Crauslheim, Aufsess, Auernhofen, Lobenhausen u. a.Einige der Meisterinnen treten besonders hervor. So z.B. Margarethe von Vinsterloch (Vinsterloe) 1413-24. Sie ist es, die mit den wichtigsten Dokumenten des Klosters sozusagen auf "Dienstreise" umkommt. Über ihr tragisches Ende wird in späteren Jahren dem Markgrafen berichtet:"...die meisterin, aine von Vinsterloe selbiger Zeit mit solichen privilegien gen Nürnberg kumen, aldo in nechtlicher weyl in irer Herberg feur auskumen unnd sie samt des closters schriftlichen fundationen verprunen..."Die oben genannte Barbara von Crailsheim hatte, wie erwähnt, mehrere ernsthafte Schwierigkeiten mit ihren Nonnen, die nur durch auswärtiges Eingreifen geklärt werden konnten. Als ihr jedoch auch im Rechnungswesen Unstimmigkeiten nachgewiesen wurden, enthoben sie 1497 die genannten Herren mit Zustimmung des Konvents ihres Amtes. Brigitta von Aufsess 1498-1532. Ihre Tätigkeit im Bauwesen ist bis in unsere Zeit sichtbar geblieben. Unter ihr brannte das Kloster zweimal ab, zweimal baute sie es wieder auf.

Ebenfalls fällt die Einführung der Reformation in ihre Amtszeit. Fraglich, ob ohne ihre Tatkraft das Kloster mit der Kirche, das um diese Zeit ohnehin allmählich seinen eigentlichen Zweck verlor, je noch einmal aufgebaut worden wäre. Sie wird als besonders gute Haushälterin gerühmt. Endlich die letzte Meisterin und letzte Klosterfrau in Sulz, Barbara von Seckendorf 1532-1556. Sie wird einerseits als ernsthafte gute Haushälterin gelobt, andererseits als "ein hefftig weib, mit der alle nachbarn streit und irrung gehabt" benannt. Beamte der markgräflichen Regierung bezeichnen sie als "ein, vor andern bei uns berühmte und christlichen Frau". Der Eichstättische Obervogt von Wahrberg hingegen schreibt an dieselben Beamten: "Kennt ihr vielleicht die Meisterin zu Sulz, das widig hitzig Gemuet auch wohl."Einen Schäfer aus Buch, der im Auftrag des Markgrafen gekommen war, ließ sie die Treppe hinabwerfen und in den Stock legen. Die Jäger von Ansbach, die sich über die magere Verköstigung beklagten, beschimpfte sie "sie seien Säue und sie würden sich noch zu tode fressen". Den katholischen Pfarrer von Weinberg, der sich um die geistliche Versorgung der Dombühler bemühte, bedrohte sie:"Wenn er von diesem Eingriff in ihr Recht nicht lasse, werde er darunter gehauen und gestochen."Trotz dieser Ausfälle wurde sie von Ansbach geduldet und anerkannt. Einerseits mag eine Verwandtschaft mit dem ansbachischen "Stadthalter" eine Rolle gespielt haben, andererseits wird man wohl die ehrliche, offene Energie, mit der sie die Belange des Klosters vertrat, gern honoriert haben. Man ließ sich sogar gefallen, daß sie den von Amts wegen immer wieder sogar das Vorhandensein jeglichen Barvermögens abstritt.

Durch das im Vorherigen Kapitel dargestellte Bild der siechen Nonnen im Bett auf einer Falltüre, die die Schatztruhe birgt, mag etwas verdeutlicht sein, daß die Sparsamkeit der Seckendorf in ihrem Alter in Geiz ausartete. Urkundlich ist, daß sie weder den Hintersassen das Windbruchholz aus dem Wald holen ließ, noch den Bedürftigen von dem in den Speichern faulenden Getreide gab. Schließlich ließ sie die Gebäude, besonders die der Landwirtschaft, so herunterkommen, daß nach ihrem Tode fast alles neu aufgebaut werden mußte. Auf ihren Wunsch wurde die letzte Meisterin an der Nordwand der Kirche, wo sich ehemals der Friedhof der Nonnen befand, beigesetzt. Eine bis vor kurzem kaum mehr leserliche Schrifttafel ließ der Markgraf über ihrem Grab anbringen mit dem Text:"Als man zählt 15 hundert Jahr und sechsundfünfzig geschrieben war, starb die ehrwürdig Barbare von Seckendorf, eine edle Frau, welche Kloster Sulz verwahr Prämonstatenser Ordens war, auch Meisterin und Äbtissin, liegt hier in diesem Schrein; Gott woll deren Seel gnädig sein."3.

Einführung der Reformation - Patronatsrecht in Dombühl. Genauere Angaben über die Einführung der lutherischen Lehre in Kloster Sulz sind nicht bekannt. Aus dem beurkundeten Verhalten des Klosters in den Wirren der Zeit des frühen 16. Jahrhunderts jedoch kann geschlossen werden, daß schon vor dem Überfall im Bauernkrieg die Weichen zum evangelischen Glauben gestellt waren. Als nämlich die Klosterfrauen infolge der Zerstörung obdachlos wurden, kehrten viele in ihre Familien zurück und suchten auch nach dem Wiederaufbau anderweitig ihr Auskommen.1526 wurden die in ihrem Entschluß noch schwankenden Nonnen durch einen Erlaß der Markgrafen Kasimir und Georg ermuntert, "Sich mit ihrer Eltern und Freunde Rat und Willen ehrlich zu verheiraten."So kamen also nur vereinzelte Klosterfrauen wieder zurück, möglicherweise gerade diejenigen, die alleine in der Welt standen.

Eine Neuregelung des Klosterlebensvollzog sich zwangsmäßig. In der seelsorgerischen Aufgabe des Klosters ergaben sich nun jedoch, besonders durch die nahe Grenze zum Bistum Eichstätt, gewaltige Schwierigkeiten. Auch nachdem 1530 mit dem Reichstag zu Augsburg das Kloster amtlich den neuen Glauben annahm, begannen die Probleme um die geistliche Versorgung Dombühls, das zum Bistum Eichstätt gehörte, aufs neue. Besonders die Einwohner von Dombühl wurden in eine Konfliktsituation gezwungen, die viele dazu veranlaßte, sich überhaupt von Kirche und Sakrament fernzuhalten. Schon der jahrhundertelange Streit um die Besetzung der Pfarrstelle Dombühl, die zwar eindeutig vor der Klostergründung schon bestanden hatte, jedoch während der Klosterzeit wieder aufgelassen wurde, lastete auf dem Verhältnis genannter Bauern zum Kloster. Das Angewiesensein auf die geistliche Versorgung durch das Kloster und die vermeintliche Beschneidung der engen Rechte, gab wohl auch den Anlaß zum Eingreifen gegen das Kloster im Bauernkrieg. Dies hatte wieder eine unsachliche Behandlung der Einwohner Dombühls durch die Meisterin von Sulz zur Folge, die zum Beispiel keinerlei Amtshandlungen mehr in der Dombühler Kirche vornehmen ließ.

Nach langen beurkundeten Streitigkeiten, die sowohl in einer angedrohten Exkommunikation der Meisterin von Sulz gipfelten, als auch in der erfolglosen Behandlung des Falles in der allerhöchsten Kirchenbehörde in Rom, suchte man die Kirche Dombühl, in den Machtbereich Eichstätts und damit der alten Lehre zu bringen. So versuchten auf eichstättische Weisung Priester von Weinberg und Herrieden in Dombühl Amtshandlungen vorzunehmen. Als im Jahre 1558 etwa 100 alte und junge Leute von Dombühl in der Klosterkirche in Sulz das Abendmahl in beiderlei Gestalt einnahmen, wurden ihnen von Eichstätt aus schließlich erhebliche Geldstrafen angedroht. Derart bedroht, blieben viele 1559 wieder fern und kommunizierten in Weinberg. Verständlich, daß sich mancher ganz von Abendmahl zurückgehalten hat. Als Pfarrer Viehweg, der wie bereits erwähnt, nach Ableben der Barbara von Seckendorf endlich mit dem alten Streit Schluß machen wollte, im Zweifel war, wie er sich den jahrelang dem Sakrament ferngebliebenen Dombühlern gegenüber verhalten sollte bekam er am 24.5.1559 folgenden Bescheid:"Den Kindern jener Leute, die jahrelang vom Abendmahl fernbleiben, soll die Taufe nicht versagt bleiben, auch soll kein Bußfertiger in Krankheits- und anderen Nöten ohne den Trost des Sakramentes bleiben, dagegen dürfen die Betreffenden nicht Gevatter stehen und nicht kirchlich beerdigt werden." (Gutachten des Gen.-Sup. Karg von Ansbach)Sicher ist es mit ein Verdienst des Pfarrers Viehweg, der mit größtem Einsatz für gerechte geistliche Behandlung der Dombühler eintrat, daß letzten Endes auch Dombühl der evangelischen Lehre zugehörte, wenn es auch erst 1859 wieder eine eigene Pfarrei wurde.